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Handy & Neander
bei der Arbeit

 

Macht Schluss mit der Solidarität

 

Keine andere Lösung in Sicht. Alkoholiker, Vielfraße, Bewegungsfaule in großer Zahl erzwingen eine immense, ausufernde Gesundheitslogistik. So die Kurzbeschreibung reifer Gesellschaften.

 

Menschen sind Lebewesen. Diese reagieren auf Mast mit fett werden. Übergeordnet betrachtet sind Lebewesen Meister der Beschränkungen, der Not, der Ungewissheit, hypergeniale Erfinder neuer Chancen - seit jeher. Diese Fähigkeiten stehen einer Ruhepflicht entgegen, die in Wohlstandszeiten Energielager für die schwachen Jahre bilden helfen soll. Zwischen den beiden Extremen pendeln sich Überlebensfähige ein. Für eine Reihe großer Zivilisationen gibt es die zuerst genannte Phase nicht mehr. Wen wundert es, dass wir in Wohlstandsbauchträger ausarten.

 

Alkohol stellt die Natur nur sehr selten zur Verfügung (betrunkene Affen und Giraffen). Wir haben den Konsum alkoholischer Getränke zu einem gesellschaftlichen Muss erhoben und damit zusammenhängend ein Riesengeschäft daraus gemacht. Jeder trinkt individuell, das geht nicht anders. Druckbetankungen und massenhaftes Komasaufen sind Auswüchse, die eine breite gesellschaftliche Akzeptanz des Trinkens als Basis benötigen. Darin liegt Kern des Problems. Alle tun es, deshalb ist es richtig. Das ist halt so. Das macht man in Gesellschaft. Das bringt Menschen zusammen. In Wahrheit hat die Natur einfach nie eine Sperre in die Gene einzubauen vermocht, weil Wohlstandsgene, mangels frühem Tot der Inhaber niemals selektiert werden.

 

Fiktives Beispiel: In einer Steinzeithöhle trinken die Hälfte der Mitglieder und die andere nicht. Die Trinker sind gemütlich, jagen wenig,  fressen und schlafen viel. Träger welcher Gene werden wohl nach einer kleinen Eiszeit noch am Leben und damit vererbbar sein?

 

Genau, nicht die der Alkoholliebhaber. Überleben würden die, die Alkohol nicht vertragen und daher vor Sucht geschützt sind.

 

Realität. In Wohlstandsgesellschaften vererben dem Alkohole zugeneigte Teile der Gesellschaft häufig ihre Gene, da Alkohol bekanntermaßen enthemmt und auch den Ärmsten zur Verfügung steht - ja geradezu über die Armut hinweg tröstet.

 

Der Hammer:  Alkohol begeistert das Gehirn. Deshalb will es ihn so oft wie möglich haben. Durch die Wirkungen gerät es in Sonderzustände, die es als Sensation erlebt (gilt natürlich auch für andere Suchtauslöser). Lange vor der Entwicklung des menschlichen Großhirns, mussten Weichenstellungen bei allen Säugetieren dafür sorgen, dass Sensationen als solche mit besonderen Markern versehen werden und adäquates Verhalten auslösend, dem jeweiligen Kanon an Werkzeugen zum Überleben hinzugefügt wurden. Sensationen sind zum Beispiel Wasserstellen, Futterplätze, Gefahren aller Art und Neuigkeiten aller Art. Das Neue ist die Sensation gegenüber dem Bekannten. Die Sensation hat Vorrang und wird besonders häufig erinnert, nach ihr wird gesucht. Deshalb will unser Gehirn dieses Erlebnis immer wieder haben, selbst dann noch, wenn der Proband bereits schwer erkrankt ist.

 

Alltägliche Verfügbarkeit von Alkohol kam erst in zivilisierten Gesellschaften auf, was den Kreis schließt, da in großen Gesellschaften eben nicht mehr wirkungsvoll selektiert wird.

 

Und heute stecken wir in einer unbezahlbaren "Verelendung" der Volksgesundheit fest. Wiederholt sei:  "Die Trinker sind gemütlich, jagen wenig,  fressen und schlafen viel."  Menschengehirne organisieren sich in Prioritäten und Trinkfreudige haben die Priorität "Trinkfreude". Die Folge ist weniger Körperbewusstsein, wenig Lust an körperlicher Anstrengung und große Bereitschaft Argumente für deren Entbehrlichkeit zu finden. Die Verdrängung geht so weit, dass jahrzehntelanges Sitzen, das zu Gehbeschwerden führt, mit einem Rollator, vorzugsweise elektrisch, bekämpft wird, an Stelle einer körpergerechten Behandlung - viel aufrecht gehen. Es wird einfach nur abgewartet, bis das Argument greift, ja jetzt bin ich alt und kann das nicht mehr. Auch das wird nicht selektiert, da die Älteren eher wenig Nachkommen haben. Die fitten Alten - und davon gibt es glücklicherweise schon viele, beweisen tagtäglich, dass man Körper nur sinnvoll anstrengen muss und dann brauchen die allerwenigsten große Teile der Assistenzmedizin.

 

Die Kosten für Saufen und Betablocker als Leckerli müssen den treffen, der es so haben will und nicht die Allgemeinheit. Kosten sind sicher ein miserabler Ersatz für echte Zeiten der Not, aber allemal besser als gar keine Hemmung der Auswüchse.

 

Kommentar zum FAZ-Artikel vom 22.8.2013  Suchtprobleme Alkoholkranke fehlen viermal so lange im Job

 

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/suchtprobleme-alkoholkranke-fehlen-viermal-so-lange-im-job-12541972.html