Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

 

Egal wie alt oder wie kompliziert, alle Religionen haben einen einfachen und einen gemeinsamen Ursprung.

 

In der Evolution, das weiß jeder, entstehen keine identischen Kopien der Vorfahren sondern über geschlechtliche Vermehrung zahllose Varianten jeder Spezies.

 

Obendrein verläuft das Leben jedes einzelnen individuellen Wesens reichlich chaotisch. Alle haben eine ganz eigene Entwicklung (Geschichte), prägende Elemente und beeinflussende Erlebnisse, sodass als sichergestellt gelten kann, dass es nicht einmal zwei gleich fühlende, denkende und handelnde Menschen geben wird. Wie alle unabänderlich bemerken, sind wir nie gleicher Meinung, immer ein wenig abwandelnd und korrigierend orientiert, also nahe dran, aber nicht homogen.

 

Völlig logisch müssen die Unterschiede in Massengesellschaften häufig recht ähnlich und der Gaußschen Normalverteilung folgend nach außen abnehmend und ganz außen bei wenigen Personen dann drastisch unterschiedlich sein.

 

An den Extremen, gibt es immer die Ausnahmen, die Herausragenden die Klugen und die ganz Dummen. Es gibt dort Heilige und Helden und Feiglinge und Verbrecher.

 

Je mehr Menschen in einer Siedlung leben, umso sicherer wird es Regeln geben müssen, weil die alle ein wenig irre sind. Bis es Regeln gibt, will jeder dem anderen erklären, was er falsch und wie er es richtig machen muss: die Babylonische Sprachverwirrung  – endlos Streit.

 

Menschen waren nah ihrer Entstehung eine stramm gefährdete Spezies. Nach der letzten Eiszeit gab es nur wenige tausend Menschen auf der ganzen Erde verteilt. Deren Zusammenhalt muss maximal gewesen sein müssen. Mit dem langsam clever werdenden Gehirn, folgte den Erkenntnissen der Unterricht und flugs haben wir Getreide aussortiert, das zwei Körner trug – die Supersamen behütet und im Frühjahr gepflanzt und bei Erfolg erzählt, wie es geht. Sicher nicht mit langen Sätzen aber immerhin. Ackerbau und Viehzucht müssen unterrichtet werden, genau dazu haben wir den Verstand genutzt. Mit dem Pflanz- und Zuchterfolg wurden die Gemeinschaften größer und damit die Auseinandersetzung.

 

Wenn nun, genau wie die Natur es wollte, alle unterschiedlich sind, muss es ein paar extrem clevere Männer oder Frauen gegeben haben. Es muss auch ein paar extrem sensible Leute gegeben haben. Ein wenig feinfühliger und eine wenig nachdenklicher, als die meisten, reicht völlig um Religionsführer zu werden.

 

Gewollt oder ungewollt, es läuft so ab.

 

Wer kritisiert muss begründen, weil kein Mensch jemals etwas falsch gemacht, solange es ihm nicht nachgewiesen wurde. Das ist die unterste Einrichtung eines schwierigen Zusammenlebens und der dringende Verdacht, dass Konsens hergestellt werden muss und Planung des Zusammenlebens mithin Führung unumgänglich. Das Individuum Mensch macht, was es will, auch und gerade, wenn es gar nicht so genau weiß, was es will. Sagen lassen, will es sich jedenfalls nichts von niemandem.

 

Kluge sind gequälte, weil sie über ihre Sensibilität ausweglos sehen, was das Zusammenleben so schwierig, destruktiv und beschwerlich macht.

 

Nach zehn anstrengenden aber erfolglosen Jahren mit Versuchen, die Leute für irgendetwas zu begeistern, um sie nachhaltig zu orientieren, kommt jeder angehende Religionslehrer langsam auf den Trichter.

 

Er erfindet und verspricht in der fernen Zukunft Heil und Glück und Frieden und Wohlstand und Wegbleiben aller Lasten und Beschwernisse, Krankheit, Leid und Tod sind dann kein Thema mehr.

 

Das Paradies ist die Karotte.

 

Da hin zu kommen, fordert irdischen Lebenswandel, den der Religionsführer Moses von Gott selbst auf dem Berg nachgeworfen bekommen hat. Weniger sarkastisch, das was den Religionsführer so sehr bewegt hat, die Mängel und die Streitbarkeit mussten weg und so wurden Belohnungen für Unterwerfungen versprochen, also Gebote zu befolgen orientierend.

 

Auf der Webseite Jüdische.Info steht dieser Text:

 

Der Sohar, heiliges Buch der Kabbala, vergleicht die drei Zaddikim – die überragenden Persönlichkeiten Noach, Abraham und Moses. Jeder dieser bedeutenden Männer lebte zu einer Zeit, da die Moral der Menschen, und ihr Lebenswandel überhaupt, viel zu wünschen übrig ließ. Jeder dieser drei Führer, so sagt der Sohar (I, 106a und 67b), reagierte auf verschiedene Weise gegen seine sündhafte Umwelt.

 

Siddharta hat das prinzipiell anders gemacht, aber das gleiche notwendige Ziel erkannt. Selbst die kleinste Einigung zwischen den Menschen bedarf Überzeugungsarbeit und benötigt Training bei den Betroffenen.  

 

Manitou hat die Indianer angehalten alles ordentlich zu machen, damit sie in die ewigen Jagdgründe kommen.

 

Noah, Abraham Moses, waren für uns Europäer zuerst da.

 

Das prägt. Das Judentum hat dann Jesus Christus inspiriert, eine Abspaltung mit ein wenig veränderten Heilsbedingungen zu installieren. Allerdings war er wenn, dann sicher leidenschaftlich. Er war wohl wegen der Ungerechtigkeit und der unübersehbaren Einfalt vieler ziemlich sauer, blieb aber defensiv und opferte sich selbst. Alle nach ihm feierten lieber – bis heute.

 

Dieses Tische umwerfen im Tempel hat mir immer am besten gefallen. Neu erfundene Apostel und eine nach dem Gründer recht bürokratische monetäre Installation, die katholische Kirche, hat wenig mit Weltverbesserung zu tun – eher mit dem Gegenteil. Sie bündelt zwar, hatte aber den gleichen Missionskick im Kopf. Alle anderen unterwerfen, ist immer in der eigenen Ansicht richtig.

 

Mohammed steckte in der Zwickmühle. Die Judenmethode, war schauspielerisch zu aufwendig mit riesigen Torarollen und einem Haufen Klimbim und Zöpfen und tausend weiteren Utensilien. Zahllose Verneigungen hat er aber mitgenommen. Dass Gläubige glauben, versichern sie sich gegenseitig, wenn sie sich kniend zigmal am Tag zigmal verbeugen. Das fand er gut. Das ist aktives Training für Demut: Haltung und Denken in einem Bodentanz vereint.

 

Damit es sich deutlich von den Juden abhebt, musste es über den ganzen Tag verteilt sein. Gleichzeitig hat das kurze Raster dazu führen sollen, dass die beglückende Unterwerfung in kurzem Rhythmus kaum anhaltende sich festigende Aufweichung und Ausschweifung zuließ.

 

Gegen die Katholikenreligion hat er die Strenge ins Feld geführt. Die Predigerei von Würdenträger zu Mensch hat er durch die Madrasa – also durch ernsthaften Unterricht und weitgehendes Studium ersetzt, was zweifellos eine andere Qualität bei den Gläubigen erzeugte.  

 

Die Glaubenseliten dürften auch nicht so wohlhabend gewesen sein. Den Prunk und den Protz der Würdenträger der Katholen hat er für sich damit ausgetrocknet, bevor er sich etablieren konnte. Die Abgehobenheit der alten Männer in Frauenkleidern blieb dem Islam deshalb erspart.

 

Der Einfluss dieser Idee auf die Wissenschaften hat die Islamische Welt für eine Weile in Führungsposition gebracht.

 

Die Strafen, die Mohammed für Verfehlungen einführte, mussten jenen der beiden bereits verbreiteten anderen Religionen voran gehen. Etwas Neues, muss sich abheben. Und abheben geht gut mit abhacken oder abhauen zusammen. Die persönliche körperliche Unversehrtheit trifft neben der bleibenden Behinderung, die veränderte Sozialisation, soll heißen jeder sieht die nicht kaschierbare Bestraftheit. Damit war die gesellschaftliche Einordnung immer direkt in Gefahr. Moderne Bestrafte erkennt man nicht. Selbst die Daten dazu sind schwer verfügbar.

 

Identisch sind bei den drei Weltreligionen die Belohnungen im Himmel. Nicht in Einzelheiten, aber die unhaltbaren Versprechungen sind erstes und einziges Motiv für die geforderten Unterwerfungen. Die übrigen Motive sind profan. Geboren und aufgewachsen in und geworden in und Nutzen in dieser oder jeder Gemeinschaft und falls erfolgreich, reich oder mächtig in der jeweiligen Sippe (Religionsgemeinschaft).

 

Dschinghis hat einfach alle töten lassen, die ungehorsam waren. Er hat seine Regeln brutal durchgesetzt, ein Weltreich geschaffen und alles war umsonst, weswegen es auch wieder verschwand.

 

Martin Luther wiederum hatte in unserer Heimat die Schnauze von dem Pomp der alten Männer in Frauenkleidern ziemlich voll und hat deshalb eine weitere Variante des Weges zum Heil erdacht und angeboten und darum gekämpft.

 

Aktuell versuchen die beiden Kirchen in Not die Interessen lieber wieder zu bündeln. Die Gläubigen lassen nach.

 

Wie auch immer: eine Religion zu gründen, gibt es zu jeder Zeit weltweit Anlass in Hülle und Fülle. Geholfen hat es tatsächlich nicht. Allerdings muss man schlicht hinnehmen, dass im All sich nichts lange hält. So sind die Universen mit allem, was da kreucht und fleucht, in ständigem Wandel begriffen. Alles ändert sich, jedoch nicht geradlinig. Alles pendelt, alles kommt wieder und alles beginnt immer wieder von vorn.

 

Das Rezept: Alles, was der Religionsführer sieht, ärgert ihn, da er in seiner inneren Welt eine andere etabliert hat. Dann strebt er danach, den einen oder anderen zu überzeugen und seine nicht nachlassende innere Versicherung, das Richtige zu tun, zwingt ihn in der Folge immer deutlicher zu sehen, dass er sich mit Massenphänomen auseinandersetzen muss, da die verbreiteten Ansichten eben verbreitete Ansichten sind. Alternativlos bastelt er Heilsversprechungen als Lockmittel und einen Verhaltenskatalog, dessen Vorschriften das geordnete Zusammenleben nach Gusto des Stifters erzeugen.

 

Da man sich bei Menschen nie sicher sein kann, dass sie gehorchen, selbst wenn man genau neben ihnen steht (das ist wohl die älteste aller Erfahrungen), muss ein Strafenkatalog als Gegengewicht her. Das strafbare Gegengewicht muss gewaltig sein, denn immerhin haben wir es mit völlig durchgeknallten individuellen Streithähnen zu tun, als welche die Evolution nun halt mal den Menschen geschaffen hat.

 

Und so führt die Not den Stifter zu den ewig währenden, immer gleichen Aspekten. Bis seine Stiftung von der nächsten übertroffen wird. Für die Notwenigkeit einer neuen Religion braucht es nicht viel Anlass. Überfluss fördert Langeweile und damit Ausschweifungen zu allen Zeiten und das genügt schon. In der Not jedoch kommen die Leute von alleine zusammen. Auch dazu braucht es nicht viel, einfach nur die Not.

 

Siehe auch:

 

Sabine Rückert in der Zeit vom 13.6.2017

 

http://www.zeit.de/2017/25/voelkermord-ns-beate-klarsfeld-serge-klarsfeld

 

 

Was ist eine prophetische Tat? Es ist eine Tat, die in die Zukunft weist, Verhältnisse radikal ändern will. Die Propheten des Alten Testaments waren keine Vorhersager – sie waren Rebellen, die sich erdrückenden politischen Zuständen entgegenstemmten. Sie sprachen unerhörte Wahrheiten aus und brachten das Unsagbare zur Sprache. Sie setzten Zeichen durch verstörende Handlungen. Die prophetische Tat ist revolutionär und von hoher öffentlicher Durchschlagskraft.

 

Ein Tabubruch, ohne Zerstörungswut – friedlich und konstruktiv, auch bei modernen Propheten.

 

Den letzten Satz kann man nicht ohne weiteres unterschreiben. Im Artikel geht es um Beate Klarsfeld und um Martin Luther King. Da mag er gelten.

 

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Weiterführend:

 

Auf der Welt leben mehr als sieben Milliarden Menschen. Davon sind geschätzte zwei Milliarden Christen und 1,5 Milliarden Muslime. Gegenüber diesen enormen Zahlen stehen gegenwärtig weltweit etwa 13 bis 15 Millionen Juden. Ein Grund für die geringe Expansion ist, dass Juden nicht missionieren, also keine neuen Anhänger ihrer Religion werben.

 

http://www.planet-wissen.de/kultur/religion/judentum/index.html