Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

 

Hallo Heri,

 

ich schreibe Dir, weil ich inzwischen weiß, dass ich Dich nicht erreiche.

 

Überleg scharf. Ich erreiche Dich nicht. Klar hörst du mir zu. Aber nur mit dem Hirn, dem intelligenten Hirn. Dein Körper und alles, was zur Menschentwicklung gehört, heißt bei mir Evo und den erreichst Du schon lange nicht mehr, weil ihr beiden im Streit liegt.

 

Und ich erreiche damit Deinen Körper nicht, weil er über Dein Hirn nichts annimmt.

Und nun müssen wir zu einer Maßnahme greifen, die das wieder auflöst – das geht natürlich nur Stück für Stück.

 

Du schreibst bitte möglichst schön und langsam und unbedingt lesbar alles hier ab - ich meine mit der Hand.

 

Wenn du schreibst, schreibt der Evo das, was ich dir geschrieben habe. Anfangs wird er es nicht mögen, aber wenn er merkt und das bleibt beim Schreiben nicht aus, dass es um ihn und seinen Tod geht, wird er interessiert sein – jedenfalls interessierter als bisher. Schreib lamgsam und so schön es geht, das ist für den Evo anstrengend und er wird aufmerksam, was du da machst. So öffnen wir einen Zugang zu ihm. Du musst mit ihm Geduld haben und Frieden schließen – unbedingt. Und während Du abschreibst, grinse ihn innerlich frech an, weil Du Zugang zu ihm gefunden hatst. Das macht ihn wach - todsicher guckt er dir dann ganz genau zu. Er hat die Hoheit über Grinsen und Verachtung und über Arroganz und Hohn und dergleichen. Er ist der Drecksack, der jeden Anderen zuerst einmal verachtet. So fängst Du den eingebildeten Evo und machst ihn damit neugierig.

 

Deine sehr schwache Atmung führt zu ständiger Unterversorgung Deines Herzens.

 

Daher der Schrittmacher.

 

Wenn ich Dich bergauf schicke, musst du unbedingt zuerst atmen und dann gehen.

 

Die aktuelle Lage ist, dass nicht einmal 10 % Deiner Körperzellen beatmet werden. Das heißt, es sitzen Millionen Zellen da und warten auf Regeneration, zu der sie dringend Sauerstoff benötigen. Der kommt aber nicht an, also sterben immer weiter Zellen ab und jene armen toten Zellen werden - mangels Sauerstoff - in Deinem Körper nicht durch neue ersetzt. Das heißt, du stirbst langsam - Zelle für Zelle. So machen das in Deutschland nahezu alle.

 

Sie gehen ganz langsam und breitbeinig. Wenn sie bergauf gehen, sind sie sofort außer Atem. Dann sorgt das Herz umgehend für sich – es reserviert ohne Alternative das Bisschen Sauerstoff für sich und dirigiert wie ein Orchesterchef alle Organe zum Beenden jeder Aktivität.

 

Das betrifft alle Organe. Vom Hirn zum Darm und über die Leber und die Milz und die Nieren und Muskeln und Blutgefäße und Sehnen und Bandscheiben und Nerven, alles, was du so mit Dir rumträgst. Alle haben Schmerzrezeptoren und schalten die an, weil sie keinen Sauerstoff mehr bekommen und gehen deshalb langsam ein. Sie bauen in jeder dieser sauerstoffarmen Phasen lebenswichtige Teile ab und die werden zu der Falle, in der Du Dich befindest: Es wird nichts wieder aufgebaut.

 

Es sei denn, Du lernst es allmählich, so viel zu atmen, dass der Evo sich traut, nach oben zu gehen. Es muss Sauerstoff im gesamten Kreislauf in Massen vorhanden sein. Dann werden auch alle Zellen in den entlegensten Winkeln durch seine Anwesenheit aufmerksam gemacht, es kann nun endlich regeneriert werden und Dein gesamter Körper baut Stück für Stück wieder auf, bis Du an Deiner früheren Marathonleistungsgrenze wieder angekommen bist. Diese ursprüngliche Grenze bleibt, sie ist genetisch vorgegeben, aber Du kannst die selbstverständlich wieder erreichen. Reproduktionsvorgänge sind evolutionär programmiert. Die haben nichts mit dem Alter zu tun – die fangen schon im gerade befruchteten Ei an abzulaufen und hören bis ans Ende nicht damit auf.

 

Immer vorausgesetzt, es gibt Nahrung und Sauerstoff, der dem Körper seine unersetzlichen Aufbauleistungen ermöglicht.

 

Moderne Menschen gehen jedoch lieber zum Arzt, aber der kann nur Zeugs verfüttern und rausoperieren oder umnähen und niemals den Aufbau Deines Evo ansteuern.

 

Das musst du selbst machen, so wie es oben steht - atmen und bergauf gehen. Aber erst atmen, was das Zeugs hält.

 

Dass wir die Hilfe außerhalb des Evo, meist bei einem Arzt suchen, haben die Medizinindustrie und die selbstverliebten Doktoren gemeinsam in die Gesellschaft implantiert.

 

Die Tüchtigkeit der Menschen ist das letzte Mal vor 75 Jahren in endlosen Schlachten bewiesen worden. Und nach 75 Jahren, soll sich die Leistungsfähigkeit von echten Menschen so drastisch geändert haben? Das ist biologischer Unsinn. In gerade mal drei Generationen verliert keine Spezies all ihre Überlebenschancen. Wir haben die gleichen Gene, wie die Soldaten im letzten Weltkrieg und den Kriegen, die heute noch am Gange sind.

 

Schaffen Du und Dein Evo den Anfang, dann merkt er langsam und vorsichtig, dass er sich Millimeterweise verbessert und wird alsbald gierig. Er merkt natürlich Verbesserungen, steigt aber immer zögerlich in höhere Leistungen – also nicht sofort. Und wir können nicht wirklich nachvollziehen, was er gerade macht.

 

Der Trick, den ihr beiden kennen müsst, ist dieser.

 

Haue Deinen Ellenbogen an die Tischkante und Du schreist vor Schmerz. Sofort geht eine Hand hin und tastet und reibt und spürt - - - - nix kaputt, tut aber verdammt weh. Einen Augenblick später, weil kein Blut kommt und kein Knochen rausguckt, geht der Schmerz rapide zurück - nochmal hingucken und ein bisschen reiben und dann ist es vorbei.

 

Die aktuelle Übertreibung bei möglichen Verletzungen ist genetisch bedingt - eine kleine Täuschung als Schutzeinrichtung. Wir überreagieren, damit wir nichts falsch machen und vorsichtig sind. Ein in der Natur lebender Mensch weiss, dass jede Verletzung sein Ende sein kann. Daher übertreibt der Evo. Und dennoch ist er tatsächlich zu doof, Dir mitzuteilen, dass Du einfach nur nicht in dem Maße atmest, wie es nötig ist.

 

Genau umgekehrt, er steuert die tiefe Atmung weg, damit du Dich nicht anstrengst, weil er befürchtet, dass deine Leistungsfähigkeit nicht reicht. Das ist total doof, aber nicht zu ändern. So führt er uns alle an den Rollator, wenn wir das zulassen. In der Natur gab es keine Rollatoren. Darum mussten sich alle, um am Leben zu bleiben, trotz und gegen die Evo - Vorsichtigkeit sich ausweglos doch anstrengen und dann kapiert er langsam die Erholung und lässt das bis zu Höchstleistungen zu. Anstrengung misst er und staunt, fügt sich dann aber dem Beweis der Tüchtigkeit. dennoch bleibt er immer vorsichtig. Beim ersten Schnupfen und nur einmal husten, dreht er wieder zurück. Dann muss man sich und damit ihn, wieder in den Arsch treten. So läuft das Spiel, gewöhn Dich dran und alles wird gut.

 

Der Grund dafür, dass der Evo das für uns so kompliziert macht, ist simpel. Er versteht Sprache nicht, aber unser Telli-Hirn kann nur Sprache. Jetzt verstehst Du, warum Du mit ihm zusammen dies alles abschreiben musst. So kriegst Du es in ihn hinein, weil er den Zusammenhang beim Schreiben - er und nur er kann die Muskeln so steuern, dass die Hand schreibt und er kann dabei Deine Gedanken abgreifen. Auf eine Art, die wir nicht nachvollziehen können, aber vertrau mir, er kriegt das hin – Mach ihn neugierig.

 

Wir verstehen das natürlich nicht auf Anhieb. Da muss man öfter drüber nachdenken. Die Evolution hat mit schlafmützigen Couchpotatoes doch nicht kalkulieren müssen. Dass die heutigen Schlafmützen - sicher mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung - trotz der überbordenden Faulheit am Leben bleiben, hat die Evolution nicht berücksichtigen müssen. Wozu auch? Leben ist für alle anstrengend, nur für die Hochzivilisierten nicht. Dann können die natürlich aus Sicht der Natur auch weg. Dafür muss die Evolution nix bauen - das ist das Gegenteil von Evolution. Es ist freiwillige Veruntüchtigung und die darf tatsächlich nicht auch noch belohnt werden. Wenn alle, die in den Sauerstoffglaskästen noch leben, das toll finden - sollen sie meinetwegen; ich möchte da drin nicht leben. Das ist für mich nur herabwürdigend. Man entgeht dieser Herabwürdigung durch bergauf gehen. Das ist echtes Leben und nicht kompliziert.

 

Ich bin gerade eben diesen Text mir ausdenkend die Heiligenseerunde mit dem Rad gefahren und habe das im Kopf vorbereitet und soeben niedergeschrieben. So ausdauernd haben die Beine das bisher nur einmal gemacht – nämlich bei der letzten Runde. Woher die Verbesserung? Heri, ich weiss es nicht.

 

Jede anstrengende Bewegung erneuert unsere Zellen. Bergauf gehen, benötigt nahezu alle Muskeln und dazu die raffinierteste Koordination aller Körperteile, die man nur beim bergauf gehen so präzise benötigt. Derzeit macht Dein Evo – wegen eurer Spaltung - nichts, was Du willst und daher kommt es, dass du nichts machst, was ihn endlich aus der Depression zieht. Wie ein Ochse eine Karre aus dem Schlamm zerren muss, genau so, musst Du das machen, nur so geht es. Sprich mit ihm und frag ihn, wie genau er es haben will.

 

Atme tief mit offenem Mund und geh dann bergauf und immer an die Atemgrenze – eben so viel, wie nur reingeht. Werden die Beine schwach und melden das, ein bisschen runter mit dem Tempo aber mehr als Signal, denn als Abbruch und unmittelbar, wenn du es bemerkt hast, dringend tiefer atmen. Er zieht die Atmung immer erst ein und sagt dir dann, die Beine tun weh. Das ist einer seiner vielen Tricks.

 

Beobachte den Strolch, der Dein Körper ist und versuch ihn im Anstrengungsschach zu schlagen. Es lohnt sich phänomenal. Er hat unglaubliche Sachen drauf; teste ihn, treib ihn, trete ihn in den Arsch - er kann fast alles.

 

LG Karl-Heinz