Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

           - von der Evolution des modernen Menschen.

 

Wieso?

 

Leben in Sippen, ist die exklusive innovative Antwort der Evolution auf ein Wesen mit wenig Haaren, auf zwei nicht wirklich schnellen Beinen, Augen, die nicht wirklich toll sehen, vor allem nicht nachts.

 

Als Witz hat die Natur den Menschen ohne Waffen gefertigt, keine Klauen, keine Reißzähne und kein Maul, das man trotz der langen Zähne auch so weit aufmachen kann, dass ein Genick oder ein Schenkel dazwischen passt, keine Hörner zum Rammen oder zum Aufspießen, keinen Giftstachel und ja noch nicht mal ein gefährliches Aussehen, keine Mimikri eines wirklich fiesen Raubtieres. Wir kommen mit den Fingernägeln einfach nicht schnell genug auf einen Baum und wegfliegen als Fluchtmittel geht bis heute nicht. Aus dieser Sichtweise, waren Menschen reine Lebensmittel für andere. 

 

Wir haben auch keine Abwehrvorteile; kein Bisse aushaltendes Fell, wir können uns nicht ungesehen machen und schnell genug wegrennen auch nicht. Wir können auch nicht heimlich nachts jagen, weil wir nichts sehen und kaum ordentlich hören  - weder Ultraschall noch Infraschall, klar die beiden beschreiben ja gerade unsere Hörgrenzen, d.h. wir können nicht orten und wir können bei bedecktem Himmel noch nicht mal die Sonne zur Orientierung nutzen, kleine Bienen können das, sind aber als Pfadfinder für Menschen nicht zu gebrauchen.

 

In der frühen Zeit unserer Spezies, waren wir ziemlich ärmlich ausgestattet. Das ist genau die richtige Konstellation, um besonders raffinierte Einfälle der Evolution auszuprobieren. Jede technische Verbesserung hätte die intellektuelle Verbesserung überflüssig werden lassen. Neandertaler sind ein gutes Beispiel. Sie waren wehrhafter als wir - gerade gut genug für die Welt ohne uns, aber unter Druck auf die gleichen Ressourcen durch den frühen Menschen zu schlecht für die Welt mit uns.

 

Also was war die Idee, uns auf dem Planeten zu halten? Man könnte auf den Gedanken kommen, ein Herdenmensch sei eine Lösung. Wenn Einzelne zu schwach sind, können viele besseren Schutz bieten, aber dann sehen wir, dass wir trotz der großen Zahl, ohne schnelles Fahrgestell und widerstandsfähige Außenhaut immer noch Lebensmittel gewesen wären.

 

Gesellige Einzelgänger hatte die Natur bis dahin noch nicht probiert. Diesen Widerspruch genetisch unterzubringen war gewiss aufwendig, aber epigenetische Veränderungen haben es geschafft.

 

Wir sind widersprüchlich konstruiert, durch und durch. Wir wollen als Einzelne alles erreichen und nehmen keinerlei Rücksicht auf die Interessen von Anderen. Schlimmer, wir nutzen jeden aus, den wir mit einigem Lohn, mit Täuschung oder Macht und notfalls Gewalt in diese Lage bringen und ihn dort halten können. Im Prinzip, ist Menschen alles erlaubt. Erst als die Völker größer wurden, gab es Bedarf für Regeln (10 oder mehr Gebote). Heute sind die Regeln und die Ausnahmen so zahlreich, dass kein Einzelner mehr alles durchschaut.­­­­­­­ Das ist unser antreibender Teil, der unstillbare Hunger, besser als andere zu sein und damit erfolgreich.

 

Der hemmende, neu hinzugekommene, "soziale" Antrieb widerspricht der unbedingten Erfolgsausrichtung. Herdentiere ersetzen den Individualismus mit Gleichschaltung, im Verhalten und in der Fortbewegung. Menschen sind die einzigen die Herdentiere sind, aber gleichzeitig Individualisten. Wir schließen uns in Großfamilien / Sippen / Stämmen zusammen und haben damit den gesuchten und unabdingbar nötigen Schlüssel für die Erfolgsstory auf der Erde schlechthin.

 

Und was hat das mit den Mobilfunkunternehmen zu tun? Durchatmen -  kurz nachdenken - ja genau, deshalb telefonieren wir den ganzen Tag unsinniges Zeug, weil man das so in der Sippe macht. Man unterhält sich fortwährend und man verständigt sich unablässig über seelische oder hormonelle oder berufliche oder emotionale Befindlichkeiten - einfach über alles. Das ist das Opfer des Individuums an die Sippe. Es muss kommunizieren, um angeschlossen zu sein an den Sippenorganismus.

 

Und seit die Sippen nicht mehr zusammen leben, wie in allen modernen Gesellschaften, ersetzen wir technisch den kommunikativen Zusammenhalt. Mit Trommeln und Rauchzeichen geht das ein paar Kilometer. Mit Boten geht das über hunderte von Kilometern aber halt nicht zeitnah. Mit Telefonzellen ging es zeitnah, aber nicht ortsungebunden und das drahtgebundene Telefon Zuhause kann man halt auch nicht zum Einkaufen mitnehmen.

 

Mobilfunkunternehmen und Soziale Netzwerke leben von unserem evolutionären Vorteil, dem Sprech- und Mitteilungszwang. 

 

Sie haben ihre Lebenschance unserer Lebenschance zu verdanken.

 

Die Sippen suchen wir uns heute zwar selbst, aber der Gesprächsdruck und der Gesprächsinhalt ist der gleiche geblieben, wie in den Höhlen. Er unterscheidet sich prinzipiell noch nicht einmal von den Inhalten, die Steinzeitler kommuniziert haben, als sie noch gar nicht sprechen konnten - Lebensumstände, anstehende Erledigungen, Beziehungen, Wetter, Kinder, Raubzüge oder Einkäufe, Rangstelle, Aufstiegschancen, Vorgesetzte, Chancen und Risiken, Angst und Zuversicht, Religion und Politik.

 

Und selbst wenn aber absolut niemand da ist, mit dem man reden kann, dann simuliert unser Gehirn ganz einfach einen oder mehrere Gesprächspartner und wir reden "mit uns selbst".

 

So stark ist der Drang, so tief verwurzelt, dass die meisten Denkvorgänge ohnehin als einseitige Gespräche in Menschenköpfen ablaufen. Wir sprechen nicht nur mit uns selbst, wir sprechen sogar mit uns selbst über uns selbst. Aber dafür brauchen wir "Gott sei Dank" keine bezahlte Flatrate, nur die ohnehin vorhandene Repräsentation unseres eigenen Selbst im Gehirn.