Die Zivilisation hat unser Sterbe- bewusstsein aufgesogen.
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Obwohl wir in der modernen westlichen Welt über Nachrichten und Fernsehsendungen zugeschüttet werden mit Medlungen über Leid und Tod, ignoriert unser Alltagsbewusstsein die eigene Sterblichkeit.
In der jüngeren Zeit sind wir so etwas wie Autos geworden. Autos sind die wichtigsten und allgegenwärtigen Gegenstände, mit denen wir unsere evolutionär vorgesehene Bewegungsmöglichkeit drastisch ausgedehnt haben. Diese nur intellektuell geschaffene erweiterte Mobilität ist Mitursache für unser absurd gewordenes Selbstverständnis. Wir haben über die Fakten, dass man alles reparieren kann, wichtige Unterschiede zu unserer Biologie verdrängt und vergessen.
Biologische Systeme, oder schöner Lebewesen, sind nicht ganz oder kaputt, sie sind immer in gleichzeitigem Werden und Vergehen begriffen. Sie existieren in unzähligen Prozessen zum Stoffwechsel und unterliegen ständigen Gefährdungen, Verletzungen und Schädigungen durch das Leben selbst. Die reine Abnutzungsvorstellung geht am Dauerprozess des Auf- und Abbaus vorbei. Knie und alle anderen Gelenke werden abgenutzt durch Nichtnutzung – genau entgegengesetzt zu den KFZ-Bauteilen. Das Gedächtnis geht verloren, wenn es durch Untätigkeit schrumpft. Organe werden geschädigt, wenn sie falsch oder übermäßig beansprucht werden. Unsere auf Millionen Jahre Training basierenden inneren Reparaturmechanismen haben Grenzen. Sie unternehmen aber unbeirrt alle möglichen Reparaturversuche, auch, wenn sie nicht mehr zielführend sein können.
Dass wir sterben ist sonnenklar – wie wir leben aber nicht. Der intellektuelle Überbau der Spezies der Kopfgesteuerten ist schuld – sie haben ihre Selbstsicht eingebüßt. Wir glauben wir können alles wieder hinkriegen und sind dann schwer getroffen und tief enttäuscht, wenn sichtbar wird, dass das eben nicht stimmt. Dabei ist es doch nur das Ende eines Lebens und dies ist genau so unentbehrlich wie sein Anfang und seine Mitte.
Einen Willen gibt es nicht
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oder: Alles im Evo, nix im Hirn
Es gibt weder einen starken noch einen schwachen oder gar Willenlosigkeit.
Wollen ist ein zusammengesetztes Absichtspotential, das vielen Bedingungen unterliegt.
Es kann in einem Moment so sein und ein einziges Hinzukommen von Kleinigkeiten löst einen gewandelten Effekt aus.
Man muss nur versuchen, etwas zu reparieren und dann kann man zusehen, wie sich der "Wille" ständig ändert - ändern muss.
Eine Tätowierung zu entfernen ist ein ähnliches Bündel an Wünschen und ihnen folgenden Handlungsschrittchen, wie ehedem das Tätowieren eines Motivs.
Immer wieder wird mir wegen meiner Gewichtsveränderung (abnehmend von 105 kg) und Fitness (zunehmend Muskulatur ges. 76. kg) ein starker Wille attestiert - allein ich merke davon nix.
In Wahrheit ist es ein allmählich sich entwickelnder vielschichtiger Prozess von Einfällen zu Übungen und Änderung der Trainingseinheiten. Lang oder kurz, heftig oder feinfühlig und immer wieder bedingt der eine Effekt einen anderen.
Insgesamt kommt dabei eine sich selbst fördernde körperliche mit der geistigen und psychischen verschränkte Weiterentwicklung zustande, die keinerlei zusammengebissene Zähne zeigende superwillensstarke Anstrengung erfordert.
Vielmehr ist es eine gemeinsame Lust, die vom Erfolg in kleinen Schritten gespeist wird.
Was sich wirklich ändert, ist nicht ein dem Willen unterworfener geknechteter Körper, sondern das Körperselbstbewusstsein, das sich jedem Willen und dem sogenannten Bewusstsein entzieht, sondern sich millionenfach am Tag ganz von selbst aus sensorischen Daten und deren Interpretation zur aktuellen Belastbarkeit bildet.
Alles im EVO, nix im Hirn.
Und wenn einer nicht weiß, warum er dauernd dies und gleich drauf wieder das will - frag den Evo, denn die Achterbahnen sind Ausdruck seines Nicht-einverstanden-seins mit dem aktuellen Lebensweg.
Mit Annäherung an die vom EVO geforderte Lebensweise, verschwinden seine Proteste und seine Zustimmung wird lauter und spürbarer - das Gefühl heißt landläufig Glück, oder Glücksgefühl oder mit sich im Reinen sein.
Alles nur Körperselbstbewusstsein, derweil sich unser Hirn unbeirrbar mit Sachen herumschlägt, von denen es seltsam irrtümlich aber unbeirrt ganz fest glaubt, es wisse, worum es hier geht.
Das Rezept ist simpel. Feine aufmerksame Selbstbeobachtung begleitet von angestrengtem Zuhören wollen, was der Körper - der Evo - antwortet.
Das letzte Wort ist falsch, da er nicht "wortet" aber dennoch verstanden werden kann.
Verstanden zu haben, fühlt sich an wie: der letzte Gedanke war wohl richtig.
An diese seine Art zu antworten gewöhnt man sich schnell.
Bei Zustimmung sieht man sich innerlich selbst lächeln.
Bei Ablehnung hört der Denkprozess - zäh Schlaf raubend - einfach nicht auf.