Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

 

"Und wieder hatte ich mich gegen Hoffnungslosigkeit zu wehren, gegen Einsamkeit und Ohnmacht. Wer fragte nach den Opfern? Die Jugend, die von alledem nichts wusste?

 

Ich glaube, es ist jedem von uns so gegangen, der damals ein Gefangener war und befreit wurde. Wir betraten, aus den dunklen Kellern emporsteigend, die Welt wieder, in der Wind wehte, die Sonne unsere Hände wärmte, in der es regnete und in der wir selber eine Tür aufmachen konnten. Es war damals die Trümmerwelt der totalen Katastrophe. Wir hatten unaufhörlich davor gewarnt, wir hatten erbittert für den Frieden gekämpft. Die meisten von uns waren tot. Und wir wenigen, die zurückkehrten? Fragte man uns? Wollte man Einzelheiten wissen? Nichts davon.

 

Wir verbargen unser Erstaunen. Wollten sie, die uns damals vergessen hatten, als wir in die Keller des Todes hinabgeschleudert wurden, wollten sie wirklich nicht erfahren, was sich damals zugetragen hatte? Nein, sie wollten nichts wissen. Sie fragten nicht. Sie liefen durch die Ruinenfelder und jagten nach einem Stück Brot oder Zigaretten. Sie hatten geholfen den Krieg zu führen, der die Katastrophe brachte. Sie waren blind gewesen und blind waren sie geblieben. Im übrigen vertrauten sie auf die große Vergeßlichkeit. Wer eine Untat begeht, vergisst sie leichter als jener, dem sie angetan wurde. Sie fragten nicht, sie sprachen nicht davon. Sie wandten sich ein anderes Mal von uns ab und beklagten ihr eigenes Schicksal. "

 

S. 141 2. Absatz ff. aus "Der Verfolger" von Günther Weisenborn: Die Niederschrift des Daniel Brendel (1961 im Kurt Desch Verlag, München, mein Exemplar ist beim Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschienen und ist von 1972)

 

"Nein. Wir wissen, dass es Gewalttaten waren, pflichtgemäße Schandtaten. Wir wissen, dass eine gewaltige Lüge von hier bis zum Firmament aufgebaut ist, eine bleiche Wolke von gemeinsamer Lüge.        …………….

 

Wir möchten laut aufschreien über die Widergeburt der Lüge. Und wir sollten kämpfen, alle. Ich wiederhole: Da draußen unter dem Asphalt eines unheimlichen Wirtschaftswunders liegen ganze Landschaften von Toten, wenig geehrt, unbeachtet, vergessen.

S. 155 Daniel zu Eva im Disput

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Ewig her, Geschichte, Gestern, Heute, Morgen

 

Die Lüge und das Vergessen eint alle Generationen. Gut wird es dadurch aber nicht.

 

Ewig her

 

Menschen in Sippen mag gegangen sein. Sie kämpften voll beschäftigt um ihr direktes Leben. Sicher kämpften sie auch gegen andere Menschen - ebenso direkt ums eigene Leben, verbunden mit dem Überleben der Sippe. Nicht Mann und Frau frontal in einer Kleinfamilie - eher Frauen und Männer mit verschiedenen Aufgaben in einer Gedeih - und - Verderb - Schmiede.

 

Geschichte

 

In der Geschichte der vielen Menschen heißen die Kämpfe Kriege. Sie hatten Namen und sie hatten Führer. Die Pharaonen, Gilgamesch, die Qin - Dynastie, Dareios und Alexander, Dschinghis Khan, die Osmanen und die verwickelten Türkenkriege, die Spanier in Südamerika

 

Gestern

 

Talât Pascha, Stalin, Adolf Hitler, Mao Zedong hat 65 Millionen Menschen getötet, Idi Amin, Ruanda, etc., Pol Pot, Saddam Hussein, Muamar al Ghadafi

 

Heute

 

Hafiz al-Assad, Kim Jong un, Nicolás Maduro Venezuela etc., Hun Sen Kambodscha

 

In Myanmar, ex Burma wird versucht die Rohingya auszurotten bzw. zu vertreiben.  Buddhisten; Siddhartas Schüler, angeblich Friedensliebhaber vertreiben oder töten die Moslems. Aung San Suu Kyi, die Friedensnobelpreisträgerin reagiert sehr zögerlich ...

 

Das "anders" erkennen genügt uns, psychotisch im Kopf Gefahr herzustellen und dann zu töten. 

 

Morgen ?

 

Kim Jong-un verführte seine Leute nicht, er diktiert alles, er ist kein Schöpfer eines Massenzulaufs - er ist ein geerbter Killer, aber er wird zwanghaft bis zur Wand gehen. Verstehen tut der nix. Kommunikation ist sinnlos. Er kann von der Provokation nicht zurücktreten, sonst bringen die Profiteure ihn sicherheitshalber um.

 

Trump vielleicht gezwungen

 

Erdoğan nimmt gerade Anlauf.

 

Da die Türken mehrheitlich ihre doppelte Nationale Schande nicht akzeptieren, sie nicht zulassen, also verdrängen, sind sie nicht in der Lage, sich aus dem Hass und der Lüge zu befreien. Zweifellos sind die heutigen Türken nicht die Täter und nicht die Verantwortlichen. Nur warum befreien sie sich nicht einfach von der Last, die niemandem nutzt, aber vielen schadet und Ehrenhaftigkeit verhindert? 

 

Der Sippeneffekt setzt sich hier durch. Sippen haben eigene Identitäten, um sich von anderen zu unterscheiden. Das eint und schweißt die Mitglieder zusammen. Die Sippenidentität hat zwei Teile, Was/wer wir sind und was/wer wir nicht sind.

 

 z.B.: Hutu und Tutsi.  

 

Mit Vernunft hat das nichts zu tun, es ist evolutionär und daher so unnachgiebig. Überlegene müssen abgesondert werden, das ist bei Hitler und den Juden erneut benutzt worden. Er hat die Armenier - Massaker 1 und 2 gut gekannt und zum Vorbild erhoben - natürlich ohne Aufhebens davon zu machen, um öffentlich kein Nachahmer zu werden (Rede am Obersalzberg vom 22. August 1939).

 

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Alle eint die Lüge - doch was ist der Grund für Ihre Grausamkeiten?

 

Alle Lebewesen sind unterschiedlich. Alle Menschen sind naturgewollt nicht identisch. Egal, ob die Natur das überhaupt interessiert, der komplexe Vererbungsmechanismus lässt in seiner Zufälligkeit nichts anderes zu.

 

"Unerwartet das ist" sagt Joda und gibt sich überrascht. Hier irrt er.

 

Winzige Unterschiede in der Persönlichkeitsgestaltung, die wir alle von Klein auf und ununterbrochen bis zu unserem Ende durchlaufen, bedingen diese nicht zu akzeptierenden Dauermorde und Unterwerfungen, Genozide und Misshandlungen zu allen Zeiten.

 

In der Macht befindet sich der Auslöser. Tägliche Übung beim Herrschen verwischt die Ergebnisse der Herrschaft mit den Ansprüchen an die Zukunft, die des Machterhalts und der Machtausdehnung.

 

Die Rechtfertigung zur Untat entsteht unmittelbar mit der Absicht zu herrschen. Widersacher machen sich selbst willfährig zum Ziel. Erst ihr Auftreten verschafft dem Herrscher Kampflegitimation. Er benötigt seinerseits zwingend Gegner übelster Sorte, die den Zielen entgegen stehen. Sind diese erst herbeipropagandiert und ausgemacht, rechtfertigt deren behauptete Boshaftigkeit einfach alles. Die erfundene Gefährdung erzwingt mittels massiver Übertreibung die Vernichtung. Mehr ist nicht nötig, aber ohne die herbeigeredeten Gegner gibt es keine Despoten und nicht die Einheitlichkeit der massenhaften und blinden Gefolgschaft. Das ist das Muster aller Massaker.

 

Deshalb und dafür wurden die Armenier umgebracht und die Juden, und, und, und ...  Alle sind mit schuld und leugnen geschlossen, wenn alles vorbei ist - wieder gemeinsam - in sich und aus sich heraus, jemals davon gehört zu haben. Das ist alles nie passiert. Diese Einigkeit hat etwas Mystisches. Es ist aber nichts weiter, als naturgewollte Synchronisation beim Überlebenskampf. Lediglich die Ursache des angeblich notwendigen Kampfes ist frei erfunden und gewollt initiiert. Echte Not unterscheidet sich in unseren kopfinneren Simulationen jedoch in keinem Punkt von inszenierten, miserabel begründeten, nur in unseren Hirnen notwendig gewordenen Pogromen.

 

Die winzigen Unterschiede, die Menschen aufweisen, machen diesen und jenen zum Herrscher mit Schlächterqualifikation. Diese winzigen Unterschiede heben sie aus dem Plateau der Allgemeinheit, da man Ihnen etwas zutraut. Es fehlt ihnen die Fähigkeit, Leid bei anderen zu erkennen, mal ganz, mal weniger vollständig. Diesen Triggerfaktor bemerkt das Gegenüber und erkennt den Marker für Gefahr. Daher steckt er zurück. Das ist bereits das Antlitz der Angst und eben diese Reflexion von Angst bestärkt den "Führer". Da das immer wieder passiert, landen sie alle im Wahnsinn der Selbstüberschätzung. Da niemand sie deckeln kann, erfährt ihre Persönlichkeitsgestaltung Grenzenlosigkeit. Dafür hat die Natur keine Bremse eingebaut, denn damit war nicht zu rechnen. Für einen nach und nach völlig durchgeknallten Irren alle 30 - 50 Jahre, gibt es keine evolutionäre Vorsorge.

 

Beim Gefolge erzeugt die erahnte Gefahr von Skrupellosigkeit eine Ahnung von Stärke. Sie entsteht aus dem Gefühl, dass hier einem "Führer" Taten oder gar große Taten zuzutrauen sind. Weil er gerade selbst gezittert hat, mutmaßt derjenige, dass dies auch anderen passiert und verbreitet die Botschaft stolz. In etwa: Ich kenne einen, der hat's drauf!

 

Je verlogener und rücksichtsloser der Qualifikant erscheint und sich gibt, umso auffälliger werden für die Umgebung die Qualifikation und die erwartete Durchsetzungskraft. Die vom Despoten erfahrene Hingabe seiner Leute ist die reflexive Antwort der Untergebenen. Sie fußt auf dem vermuteten Erfolg, an dem der Erkenner der exklusiven Werte des Erhabenen natürlich teilhaben will. Die Gewalt, die Wucht, die Härte des Vorgehens sind die direkten Wirkmechanismen auf die Gefolgschaft. Die Brutalität heizt den Run an.

 

Die Vereinheitlichung (Gleichschaltung) der Geführten ergibt sich aus der Imitation des Erfolgsverhaltens auf nach unten abgestuftem Niveau. Alsbald halten alle den Arm schräg noch oben und rufen Heil Cäsar oder wen auch immer. Je weiter unten, umso heftiger die Nachahmung, wegen des zu erwartenden, erhofften Aufstiegs durch sichtbare Zeichen der Gefolgschaft. Daher der rasche Zulauf. Er beschleunigt sich, wegen der Angst, man könnte den Anschluss verpassen. Die Massenwirkung entsteht und steigert sich unweigerlich bis zum Bruch der Entwicklung. Regelmäßig ist das der Absturz des gesamten Regimes.

 

So lange und so weit die Unrechtsherrschaft erfolgreich ist, so lange gibt es wenige Kritiker und viele Gewinnsüchtige. Wäre es anders, hätten wir die Despoten alle nicht ganz oben stehen gesehen.

 

Die Natur sieht den Erfolg einer Spezies als tüchtig an. Wenn die Spezies die Tüchtigkeit übertreibt, sieht die Natur schlicht neue Erfolge in der Zukunft, nur halt eben ohne die gerade sich selbst vernichtende Spezies.

 

Und wieder egal, ob die Abwechslung die Natur überhaupt interessiert, diese wird kommen und sie wird nicht das letzte Mal eine Abwechslung begleiten.

 

Alle, die am Run teilgenommen haben, schämen sich natürlich nach dem Absturz, am Run teilgenommen zu haben. Selbstredend nur wegen des sich abzeichnenden Misserfolges.

 

Sie wollten doch nur….

 

- ja, ganz genau - nicht zurückstehen. Neid auf etwaige Gewinnler wird ausgelöst durch den unausrottbar von der Natur gewollten Erfolgshunger. Bei jedem Schlussverkauf können sie das überprüfen.

 

Raum fürs Volk, Bodenschätze, fruchtbare Böden, Wasser, Holz, Öl, Ölsande, Gold, Diamanten, Nahrungsmittel, Herrschaft hier oder da. Gründe finden sich immer für einen Kampf; notfalls tut's ein Glaube an irgendwen oder irgendwas, so lange es dem eigenen Glauben abhold ist. So was kann durch schlichte Definition erledigt werden.

 

Alles ganz so, wie es Günther Weisenborns Daniel gesehen hat:

 

"Da draußen unter dem Asphalt eines unheimlichen Wirtschaftswunders liegen ganze Landschaften von Toten, wenig geehrt, unbeachtet, vergessen.

 

Wer fragt nach Ihnen? Fragst du?"

 

 

Anlass:  der Film

 

"Die guten Feinde, Mein Vater, die rote Kapelle und ich" von Christian Weisenborn, seit Juli im Kino.