Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

 

Die Erde ist immer noch eine Scheibe, weil wir das so wollen.

 

Das Prinzip, mit dem unser Gehirn "denkt", ist denkbar einfach - hier absichtlich ketzerisch formuliert.

 

Denn genau gegen diese Ansicht wehrt sich alles in uns. Unser Gehirn sucht spielerisch in seiner ganzen Bibliothek nach Treffern, vermeintliche Übereinstimmungen und erzeugt so für sich selbst Dogmen. Treffer sind die Sensation für unser Gehirn. Es applaudiert sich selbst und wird vor Begeisterung reichlich unkritisch. Das bedeutet, dass es massenhaft ungeprüfte Ansichten fördert, die durchaus nur ausschnittsweise richtig sind. So kommt es, dass wir ewig lange geglaubt haben, dass die Erde eine Scheibe ist, dass Magenkrebs operiert werden muss und Millionen anderer Irrtümer.

 

Mehr als drei Dimensionen gibt es nicht. Das glauben wir unerschütterlich, nur weil wir keine von den weiteren direkt erfahren können.

 

Ausländer sehen anders aus, sind also potentiell gefährlich.

 

Frauen sind so, Kinder sind so, Autofahrer sind alle so ......, Politiker sind so, Ärzte sind so, Lehrer sind so.... etc.

 

Richtig finster wird die Stimmung, wenn jemand oder etwas nachweist, dass die gefällte Entscheidung falsch ist.

 

Rechtsanwälte taugen alle nichts, da kannst Du mir erzählen, was du willst.

 

Der Typ da drüben ist ein Idiot, das sieht doch jeder.

 

Komm mir bloß nicht so. Alternative: Komm mir bloß nicht damit schon wieder.

 

Wir ändern unsere vorgefassten, ungefähren Meinungen gar nicht gerne, weil unser Gehirn einmal getroffene Feststellungen verteidigt und sie nicht ersetzen will.

 

Die Evolution hat sich dieses Hilfsmittel ausgedacht, damit wir überhaupt zu Schlüssen kommen und einer einigermaßen stabilen Persönlichkeit. Da sie selbst alles unglaublich kompliziert entwickelt hat, muss unabänderlich jeder Mensch mit einem winzigen Ausschnitt an Kenntnissen aus dieser Komplexität leben, ob er will oder nicht. Das macht uns alle rechthaberisch.

 

Für unser Überleben war es notwendig, dass wir in Gruppen gemeinsam einige stabile Ansichten akzeptierten. Die sind aber nur in der jeweiligen Gruppe festgelegt und haben Erfolge gezeitigt. Ganz andere, reichlich merkwürdige Ideen haben das auch hingekriegt.

 

Beschneidungen bei Mädchen und Jungen unterscheiden sich nicht von Tellerlippen oder Nasenringen, Tätowierungen, Federschmuck, Balzritualen und Kriegssymbolen wie Standarten und Fahnen oder Namen und Fanartikel, wie Schals und Shirts, die zeigen zu wem man gehört, wie beispielsweise zu Borussia-Dortmund. Sie alle eint, die Zugehörigkeit zur Gruppe ist damit signalisiert - und das eben bei Beschneidungen brutal, da die Betroffenen nicht einwilligen. Im Gehirn ist das lediglich eine Ordnung, die ungern verändert wird. So treffen Nazis auf Sozis und Rechte auf Linke und Katholiken auf Ketzer und Muslime auf Ungläubige und die NSA auf Spione überall.

 

All das nur, weil unser Gehirn das Tohuwabohu der Realität nicht zu nutzen imstande ist und deshalb alles gruppiert und einordnet und dann fest an das mangelhafte Eingeordnete glaubt. Es stabilisiert - zugegeben ohne jede Alternative - ein absolut rudimentäres Abbild der Welt, beginnend beim Kleinkind und endet bei den meisten Erwachsenen recht früh mit dürftigen Ansichten, die dann den Rest des Lebens stabil bleiben.

 

Werden Ansichten angegriffen, werden sie radikaler, seltener angepasst. Hinzulernen ist damit leider ein Prozess, bei dem vorwiegend dem bereits vorhandenen Kanon an "Weisheiten" überwiegend dazu passende Bestätigungen hinzugefügt werden. Damit festigen sich Persönlichkeit und deren Kenntnisblase, egal ob diese schlau ist oder nicht;

 

einfach nur der Einfachheit halber.

 

Erfinder von ständig erneuerten Zugehörigkeitssymbolen sind Modeschöpfer und Designer. Die Erfindungen eint nur, dass sie anders sind als das gerade abzulösende modern gewesene Bild. Ergebnis ist ein völlig schwachsinniger Konsum, in dem alle mit allen darum konkurrieren, wer die neuesten Zugehörigkeitssignale, die die anderen natürlich alsbald zur Zugehörigkeit benötigen, an sich spazieren führt.

 

Korrektur nach wiederholtem Durchlesen: es ist kein schwachsinniger Konsum, er ist völlig sinnentleert, weil die Gruppierungsbestätigungen, die das Gehirn haben will, sollten Gruppen stabilisieren und sie nicht ständig wieder auflösen, um sich eine neue Zugehörigkeit umzuhängen.

 

Fazit (ohne jede Resignation, denn die wäre ebenfalls eine gehirndämliche Einordnung):

 

Aus den Menschen wird nie was Gescheites.

 

Ist ne gute Überschrift für den nächsten Beitrag,

 

... zur Erde, die eine Scheibe ist, die vor unserem Kopf hängt - Mist, auch das ist falsch, sie hängt ja in unserem Kopf - konstruktionsbedingt.