Bild Mensch & Neander

Handy & Neander
bei der Arbeit

 

 

Sie verhalten sich wie Kontinentalplatten. Was Alfred Wegener entdeckte, gilt in sehr ähnlicher Weise für große Gesellschaften.

 

Kontinentalplatten schwimmen und bewegen sich bewusstlos. Sie trennen sich, sie stoßen aneinander. Ihre Bewegungen sind so träge wie unaufhaltsam. Magma-Ströme steigen auf, werden an der Plattenunterseite abgelenkt und gehen irgendwo anders wieder in die Tiefe. Die beidseits unnachgiebige Plattenschieberei türmt Gebirge auf und gelegentlich unterwandert eine ihren Gegner – Verlierer tauchen ab.   

 

Stämme, Clans und Sippen – also kleine Gesellschaften funktionieren anders.

 

Sie bestehen ausnahmslos aus wenigen Individuen mit einem gemeinsamen Überlebenskonzept. Es herrscht Übereinstimmung in den wesentlichen Notwendigkeiten.

 

Alles Nötige wird unverzichtbar Tag für Tag bewusst erledigt.

 

In großen und größten ausnahmslos erst in unseren modernen Zivilisationen vorkommenden Massengesellschaften funktioniert das Bewusstsein nicht.

 

Intelligenz vorausgesetzt, sollte man erwarten dürfen, dass bei der Häufung an Wissen und Geist und forschender und fortlaufender weiterführender Erhellung von Menschen positive Wirkung im Zusammenleben stattfände.

 

Das Gegenteil ist der Fall.

 

Genau jetzt, Anfang 2016 steigen die aggressiven Handlungen zwischen den Gesellschaften (Staaten / Regimen / Religionen / Blöcken / Habenden und Nichtshabenden) massiv wieder an.

 

Da alles pendelt, pendelt auch das.

 

Kriegerische Massenauseinandersetzungen mit kolossalen Vernichtungsquoten wie etwa den Weltkriegen lösen sich ab mit friedlicheren Phasen – allerdings nur bei den Beteiligten.

 

Man darf vermuten, dass angehäuftes Leid und Elend nach kurzen heißen Phasen Ermüdungen der Aggressivität erzeugen und damit flächenhafte Unlust die Einstellung zum Kämpfen gründlich ändert.

 

Adrenalin steigt aus Frust und Angst an, stärkt Kampfeslust und Abwehrverhalten und erlahmt rasch, da ein einzelner Organismus mit Kräften haushalten muss, um nicht zusammenzubrechen.

 

Verteilt man Höchstleistungen Einzelner auf viele in Massengesellschaften freilich vorhandene Schultern, dauern Auseinandersetzungen wegen verteilter Erschöpfung sehr viel länger und richten sehr viel mehr Unheil an.

 

Mit zunehmender Dauer und zunehmendem Vernichtungserfolg erschöpfen sich aber auch Kräfte in ganzen Bevölkerungen und wechseln dann folgerichtig mit Friedliebe ab.

 

Ich bin 1952 geboren und habe nicht unter Kriegsfolgen gelitten.

 

Nur über Umwege und irgendwann aufkommendem Fernsehen habe ich überhaupt davon erfahren. Nachteile, die sich aus Fehlverhalten von anderen „gegnerischen“ Völkern ergeben hätten, wurden mir nicht bekannt. Und so entstand auch keine Abneigung oder gar Kampfeswille, der sich gegen irgendjemand hätte richten können.

 

Eine (wie meine) Generation, die erste von Leid und Kriegselend unbeeinflusste nach dem verlorenen Krieg, genoss automatisch eine Phase der Ruhe und des Aufbaus – weil nichts anderes übrigblieb. Die seinerzeit verantwortlichen Alliierten und die neu entstehende eigene Verwaltung der BRD haben aber sämtlich persönliches Leid erfahren und aus dem Kriegserlebnis Bedürfnisse entwickelt. Unter diesem Einfluss driftete die Platte Europa intern in friedliche Richtung:  „Nie wieder Krieg von Deutschem Boden!“

 

Und inzwischen ist mein Sohn 30 und die Vorzeichen stehen wieder auf Kampf überall. Nach nur einer Generation in Frieden kracht es schon wieder global.

 

Das Bewusstsein heutiger Großgesellschaften arbeitet komatös.

 

Es hat absolut nichts mit natürlichen Einflüssen auf Verhalten zu tun, das bei Menschen aus Tausenden Einzelheiten an Informationen mit Beschwernissen, Depression oder Freude, mit Lust, mit Leid oder mit Zielstrebigkeit oder Hoffnungslosigkeit antwortet. Wir überlegen und kommen zu Verhalten. Der Weg der Menschen ist: Finde eine Lösung!

 

Ganz anders läuft das Re(a)gieren bei Massengesellschaften.

 

Keiner weiß irgendwas genau. In normalen Zeitungen lesen Sie heute das Gegenteil von gestern und morgen wieder das Gegenteil von heute. Das ist kein Bewusstsein, das ist eine Fülle von Meldungen, deren Beliebigkeit Orientierung verhindert.

 

Nach einer Serie von ZDF Sondersendungen, wissen Einzelne nicht mehr als zuvor – aber da ist immer noch eine Haltung. Die Bewegungen der Medien zielen aber und so sind sie gestrickt auf Meldung von irgendwas, was gemeldet werden kann.

 

Sie haben es sicher bemerkt, Ereignisse gleich welcher Art und Bedeutung werden wie Hüte in den Ring geworfen. Niemand hat Verantwortung für den geworfenen Hut. Hat der Werfer doch gerade den Hut aufgegeben.

 

Es fehlt einfach jede Antwort aus der Erkenntnis, die Antwort, die neues Verhalten bedingt, das sich von dem davor liegenden Verhalten unterscheidet – also neues Verhalten erzeugt.

 

Nachrichten haben keinerlei Sinn, wenn man nichts daraus lernt.

 

Wir haben in Berlin 5000 Demonstrationen im Jahr. Wir haben wirklich kritisches Fernsehen an vielen Stellen, das Skandale und Verbrechen an der Gesellschaft offenlegt.

 

Wir haben kritische Autoren aber viel mehr News in allen Medien. Alles Mühen ist vergebens, es nutzt einfach alles nichts.

 

Urban Priol, Dieter Nuhr uva. - ich liebe diese Vorträge. Volker Pispers weist aber darauf hin, dass er nun seit mehr als 30 Jahren in den Wunden ohne jeden Erfolg bohrt. Ein kollektives Gedächtnis mit einer den Lehren allmählich folgenden gemeinsamen Richtung, wie es in einer Sippe zu erwarten ist, entsteht einfach nicht. Aber immer wieder beklatschen wir begeistert die drastischen Vorwürfe und stärken und versichern damit der Herrschaft ungewollt, dass sie bequem so wie bisher weiter machen können.

 

Großgesellschaften haben keine Identität, keine Herkunft, keinen Verhaltenskanon - sie sind träge, nicht zu stoppen und unkontrollierbar unterwegs.

 

Flüchtlinge rein, Flüchtlinge raus.

 

„Für Flüchtlinge rein“ Monate an einseitiger Werbung – völlig eindimensional mit einer „herrschenden Meinung“, der niemand zu widersprechen wagte.

 

Denn

 

absolut jeder, der das Thema kritisch anfasste, wurde unversehens und rücksichtslos zum Rechten. Genau so konditioniert man Meinung. Niemand sagt etwas dagegen, also gibt es nichts dagegen. Genau so funktionieren alle Diktaturen. Sie erzwingen Einheitsmeinung – völlig wurst, wann sie existiert haben, nicht anders als heute. Unsere demokratische innere Verfassung war auf einmal völlig weg aus dem Nachrichtengefüge.

 

Behutsamkeit nirgends zu sehen.

 

Eine Winzigkeit an uralter Erkenntnis, hätte diesen Kontinentaldrift in die absurde Richtung verhindert.

 

Andere Länder, andere Sitten!

 

Mehr ist nicht nötig an Überlegung, um zu wissen, dass Grenzöffnungen jeder Art ohne Kontrolle keine Sortierung zulassen und man dann mit den Hereingelassenen neue Aufgabenfelder generiert hat.

 

In meiner Jugend waren zuhause in Baden italienische Gastarbeiter ein Thema. Jetzt benötigen wir diese Konjunkturhelfer von damals hier und heute wieder für Erkenntnisse. Sie wollten arbeiten und Geld nach Hause schicken. Sie konnten sich nur ein eigenes Urteil bilden, da es noch keine weltumspannenden Nachrichteninjektionen im Sekundentakt gab. Sie hatten eine Hoffnung und ein auf Jahre angelegtes Ziel.

 

Die Flüchtlinge, die jetzt kommen, hauen nur ab, weil es gefährlich ist, wo sie waren. Ihr Motiv ist, da weg und da hin, wo es laut Smartphone-App am bequemsten ist und die behördlichen Kontrollen am kleinsten. Nur weil sie im Internet erfahren, wo man hin muss, um es möglichst warm zu haben, wollen sie da hin. Das ist eine ganz andere Motivqualität, als bei italienischen Gastarbeitern vor 50 Jahren und danach. Natürlich gibt es jetzt eine Rangliste doofer und völlig bekloppter Länder und dann zieht man dahin, wo es am einfachsten ist, sich nicht zu integrieren – nicht anderes als Leichtigkeit des Seins.

 

Zum totlachen, dass sich die Führung der vermögenden BRD rührselig profiliert. Ärmere Länder haben mühelos eine zurückhaltendere Einstellung. Klar, wenn man selber kein Geld hat, wirft man normalerweise nicht damit herum.

 

In Köln werden andere Sitten aus anderen Ländern deutlich. Die Polizei verheimlicht das vor den Betroffenen.

 

Hier wird der Kontinentalplatteneffekt unnötig deutlich. Wenn das Kind im Brunnen ist, legen die einen Deckel drauf, damit man es nicht mehr sehen muss. Sie interpretieren die vorher erlebte weitgreifende Zustimmung zur Einwanderung als im Sinne der Obrigkeit peinlich und fremdschämen sich, damit ja niemand aus den Führungszirkeln die Dämlichkeit der obersten Obrigkeit in Selbstmordabsicht laut vernehmlich vermeldet.

 

Jetzt wird die Kontinentalplatte mit der Aufschrift Flüchtlinge sich unter die Silvester in Köln überraschend entdeckte neue Kontinentalplatte absenken und im Medienmagma aufgeschmolzen. ZDF – Sondersendungen liefern die Energie für die Einschmelzung. In vier Wochen, kann sich niemand mehr erinnern, dass wir die Flüchtlinge selbst eingeladen haben, nur noch an tausend neue Erkenntnisse, warum sie jetzt ausgewiesen werden müssen und wie man sie fängt, wenn man keine Polizei hat, die Zeit hat und keine Namen und keine Registrierung hat und nicht weiß, in welchem Zelt die schlafen.

 

Sie wissen, sie gehören nicht zu uns und sie lachen über uns, wenn sie uns nicht fürchten. Sie fügen sich in unsere Wertewelt nur dann, wenn sie es müssen und nur diejenigen, die das als einzelne Person mit Bewusstsein wirklich wollen.

 

Das ist nichts böses, das ist ganz einfach Mensch.

 

p.s.

 

Eine Sippe, die wie ein Fähnchen im Wind des demokratischen Entscheidungsprozesses, ein ums andere Mal in ihrem Verhalten eine Kehrtwendung hinlegte, macht’s nicht lange.

 

Nur Kontinentalplatten halten das aus und merken das, bewusstlos wie sie sind, noch nicht einmal.

 

 

Anhang:

 

Es sind in unvollständiger Aufzählung:

 

Politikerplatte

 

Jesus, Maria und Joseph und alle 14 Nothelfer kriegen die nicht dazu eine einzige Aussage einzuhalten.

 

Juristenplatte

 

(all inclusive) vom Verfassungsgerichtspräsidenten bis zum letzten Wiesenanwalt sind sie eine Familie. Die Typen in den hohen Verwaltungen zählen sich auch dazu – jedenfalls mehr, als sie ihrem gewählten Chef auf Zeit.  Der Familie ist man treu. Genau so läuft es bei der Polizei und dem Militär. Gegen uns kommt keiner an, das ist die innere Absicherung, die im Ergebnis zur Verwahrlosung führt.

 

Wirtschaftsplatte

 

10 Jahre Merkel und alle sind Betrüger geworden.

 

Gewerkschaftsplatte

 

Kamma nix zu sagen! Schwimmt mit rum.

 

Verkehrsplatte

 

vom Verkehrsgerichtstag bis zum letzten Außendienstler, der Schilder an den Mann bringen muss, damit er leben kann.

Mehr Lobbyisten braucht kein Mensch.

 

Medizinplatte

 

da ist alles drin, was Geld haben will aus dem Sektor Gesundheit. Stichwort: Wo könnte man denn noch eine Krankheit finden?

Neue Gentechnik zielt auf Menschen mit drei Beinen, dann ginge jeweils eine Blechhüfte mehr hinein. Nieren werden entfernt, wenn  die Dialysegeräte klein genug sind, um implantiert zu werden etc.

 

Menschenplatte

 

Heutige Menschen sind großteils so nachhaltig konditioniert, dass sie lieber ins Krankenhaus gehen, als sich fit zu halten. Weil es Krankenversicherungen gibt, sparen sie sich zahlreich jede eigene Initiative, gesund zu bleiben. Bis auf eines:  sie kaufen die Apotheken leer und konsumieren Gesundheitsprodukte, bis der Arzt kommt.

 

Kinderplatte

 

Kinder sind unschuldig. Aber was derzeit aus ihnen gemacht wird, wird der Gesellschaft auf die Füße fallen – nur die Politiker haben es schon immer gewusst und wie immer nix dagegen gemacht, siehe oben Politikerplatte.

 

Lehrerplatte

 

Dazu gehören alle Verantwortlichen für Schulausbildung. Diese bürgerliche Schulerziehung lehrt immer noch

 

„333 gab’s bei Issos eine Keilerei.“

 

und mehr so wichtiges Zeugs. Was die jungen Menschen unbedingt brauchen, ist ein Blick auf die jetzige Welt. Trotz deren rasendem Tempo wird unverdrossen ein Geschichtsmisthaufen in die Hirne getrichtert, der mir hindert als nutzt. Gehirne sind plastisch, aber gerade am Anfang muss man die richtigen Pfade austreten – und nicht zuerst zehn Jahre an den heute zählenden Erkenntnissen vorbeilavieren, damit ein junger Erwachsener einigermaßen kapieren kann, was die Welt gerade jetzt antreibt und wohin. Es ist sein Leben, an dem ihr vorbeiunterrichtet.